FOTO­GRAFISCHE BLÄTTER
BERLIN


JK

Die moderne Stadt ist dauerhaft einem strukturellen Wandel unterzogen. Der durch diese Veränderung benötigte Raum wird durch Verdichtung innerhalb des bereits verbauten städtischen Areales generiert. Baulücken, als Überbleibsel des vergangenen Krieges, werden geschlossen. Architektur der letzten Jahrzehnte wird abgerisssen, diese Flächen wieder bebaut. Brachen werden neu versiegelt. Ganze Stadtviertel entstehen neu oder erhalten einen anderen Charakter. Die moderne Gesellschaft lässt neu bauen, sie baut schnell, funktional, rational, schafft Voraussetzungen, um den Fortbestand des eigenen Wohlstandes zu manifestieren. Sie baut Symbole, um diesen Reichtum zu demonstrieren, geriert sich als Identitätsstifter. Sie schafft neue Infrastruktur, die Verdrängungsmechanismen in Gang setzt. Die Stadtstruktur beginnt zu rotieren, erfindet sich neu, baut auf, zerstört - permanent. Architektur wird zur Projektionsfläche für progressive Ästhetik, für Fortschritt, Modernität einer Gesellschaft. Architektur, in ihrer sozialen Funktion, trägt einen zu tiefst selektiven Charakter. Sie begrenzt, schliesst ein und sie schliesst aus.